Viele Menschen bringen Mallorca gedanklich nur mit Ballermann 6, Sauftouristen und Schlagerfuzzies in Verbindung. Doch hat man sich einmal richtig mit der Insel auseinandergesetzt, dann wird einem schnell klar, dass sie so viel mehr als das ist. Sie ist eine wahre Perle im Mittelmeer mit den schönsten Orten, die man sich vorstellen kann, mit karibisch anmutenden Stränden und einsamen Wanderwegen, inklusive atemberaubender Ausblicke übers Meer.
Um euch diese Schönheit näherzubringen, habe ich meine persönliche Top 7 der schönsten Orte auf Mallorca zusammengestellt. Wenig überraschend: Die meisten davon befinden sich im Westen der Insel, wo sich die Berge der Serra de Tramuntana hoch über dem Meer auftürmen.
Wenn ihr bis zum Schluss durchhaltet, werdet ihr mit einem echten Geheimtipp belohnt!
Sóller: Im Tal der Orangen
Ein Ausflug nach Sóller gehört für mich zu jedem Mallorca-Urlaub dazu wie die Aioli (spanische Knoblauchcreme) aufs Brot.
Bereits aus der Ferne sieht man die imposante Pfarrkirche Sant Bartomeu (spanisch: San Bartolomé), wie sie sich zwischen den Häusern gen Himmel streckt. Sie wurde direkt am größten Platz des Ortes gebaut, der Plaça Constitució.
Zahlreiche Cafés und Restaurants locken hungrige Urlauber an. Allerdings ist Sóller insbesondere in den Sommermonaten so überlaufen, dass kaum noch ein freies Plätzchen in den Außenbereichen zu finden ist. Beschaulicher geht es da schon in der Nebensaison zu, wenn fast nur noch echte Mallorca-Liebhaber unterwegs sind, die genau wissen, wann die Touristenströme langsam abebben.
Meine Empfehlung: Stattet dem Eiscafé Giovanni L. einen Besuch ab. Dort bekommt ihr nicht nur die leckersten Eissorten aus eigener Produktion kredenzt, sondern auch frisch gepresste Orangensäfte mit Früchten aus der Region. Sóller liegt nämlich im Tal der Orangen, am Fuße der Tramuntana mit ihrer höchsten Erhebung, dem Puig Major (1445 Meter).
Mehrere Wege führen in den malerischen Ort. Die schnellste Route führt durch den rund 3 Kilometer langen Auto-Tunnel von Bunyola aus. Bis zum letzten Jahr gehörte dieser zu den teuersten Tunneldurchfahrten in ganz Europa. Fast 5 Euro musste man zuletzt für eine einfache Fahrt mit dem PKW berappen. Doch die Inselregierung kaufte dem privaten Betreiber seine Lizenz ab und verlangt ab sofort kein Geld mehr. Die Vermutung liegt nahe, dass Sóller dadurch in der Hauptsaison noch voller als ohnehin schon sein wird.
Einige werden in der Vergangenheit lieber die Serpentinenstraße genommen haben, um die Urlaubskasse zu schonen, aber das muss sich nun niemand mehr antun.
Deutlich schöner, aber auch rustikaler führt der Weg nach Sóller mit der historischen Eisenbahn, dem „Roten Blitz“. Von der Inselhauptstadt Palma aus rumpelt sich der El Tren de Sóller vier Mal täglich seinen Weg ins Gebirge. Vorbei an atemberaubenden Landschaften, durch 13 Tunnel hindurch und mit einem Fotostopp, der einen sensationellen Blick über den Talkessel eröffnet.
Port de Sóller – Schöner Hafen mit Tradition und ellenlanger Promenade
Wenn ihr schon in der Gegend seid, dann sollte auch ein Abstecher in den Hafen drin sein. Port de Sóller erreicht ihr von Sóller aus innerhalb weniger Fahrminuten mit dem Auto oder standesgemäß mit der 1913 in Betrieb genommenen elektrischen Straßenbahn.
Die kilometerlange Promenade bildet das Herzstück des Küstenortes. Darauf befinden sich unzählige Restaurants und Cafés mit bestem Blick über die Bucht sowie die Boote der betuchten Gesellschaft. Auch hier gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Im Sommer lässt sich kaum ein Fuß vor den anderen setzen.
Auch ein erfrischendes Bad bietet sich an, sofern sich ein freies Plätzchen findet.
Unbedingt auf euch nehmen solltet ihr den etwas beschwerlichen Weg hoch zum Meeresmuseum (Museu de la Mar), der unweit der Straßenbahn-Endhaltestelle abgeht. Weniger wegen dem Museum als wegen der phänomenalen Aussicht über das offene Meer. Zwar verirren sich auch hierhin noch Leute, aber lange nicht so viele, wie sich ganz unten im Ort tummeln.
Und wenn ihr schon in Port de Sóller seid, bleibt gleich bis in die Abendstunden. Am Leuchtturm, der linker Hand über eine kleine Küstenstraße zu erreichen ist, erlebt ihr einen der spektakulärsten Sonnenuntergänge auf Mallorca, wenn die glutrote Sonne am Horizont im Wasser verschwindet.
Mit etwas Glück lernt ihr dort auch die heimlichen „Besitzer“ des Aussichtspunktes kennen – die wilden Katzen, die in der Hoffnung angestromert kommen, etwas Futter oder eine Streicheleinheit abzustauben.
Einmal im Jahr, am Montag nach dem zweiten Sonntag im Mai, feiert das Städtchen das Piratenfest Es Firó. Dann stellen hunderte mit Schuhcreme bemalte Statisten einen Überfall nordafrikanischer Korsaren vom 11. Mai 1561 nach. Zunächst landen die Piraten mit ihren Booten an der Küste, wo sie schon von Einheimischen erwartet werden. Unter viel Geschrei und lautem Geknalle gehen beide Seiten aufeinander los. Am Nachmittag findet der große Höhepunkt am Rathaus von Sóller statt.
Das Künstlerparadies Deiá
Etwas höher gelegen ist Deiá mit seinen gerade einmal 637 Einwohnern (Stand: 01. Januar 2017), auch bekannt als das Künstlerdorf der Insel, weil sich hier viele Kunstschaffende niederließen, um sich Inspiration zu holen. Zu nennen wären hier unter anderem Pablo Picasso, Andrew Lloyd Webber, der deutsche Maler Ulrich Leman und der britische Schriftsteller Robert Graves.
Prinzessin Diana residierte einst im Luxushotel Belmond La Residencia. Auch Popstar Robbie Williams urlaubte hier schon mit seiner späteren Ehefrau Ayda Field.
Am Fuße des 1000 Meter hohen Berges Teix einen Parkplatz zu finden, kann sich in Stoßzeiten als schwierig erweisen. Dafür entschädigt die pittoreske Kulisse des Ortes für jegliche Scherereien.
Ein Spaziergang vorbei an grün bewachsenen Fincas, Landhotels und Einkaufsläden lohnt sich eigentlich immer. Vielleicht nur nicht zur Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht. Ich empfehle einen Besuch am frühen Abend, dann ist das Licht zum Fotografieren nicht mehr so hart und es werden euch tolle Bilder der Berglandschaft gelingen.
Das Highlight von Deiá, wenn man das so nennen kann, ist der Friedhof, der über dem Ort thront. Viele der Persönlichkeiten sowie völlig unbekannte Töchter und Söhne des Ortes liegen hier begraben.
Für einen Sprung ins kühle Nass bietet sich zwar die Cala Deiá weiter unten an, allerdings kann man die nicht wirklich als Strand bezeichnen. Nutzt lieber eure kostbare Ferienzeit und fahrt an einen anderen Strand, der nicht so steinig ist. Davon gibt es ja genug.
Valldemossa – Feriendomizil von Frédéric Chopin & George Sand
Eine weitere Perle Mallorcas ist das von Touristen nur so geflutete Valldemossa, das ebenfalls umgeben ist von den Erhebungen der Serra de Tramuntana. Im Sommer kippen hier die Reiseveranstalter ganze Busladungen an Tagestouristen ab, die für ein paar schnelle Fotos kommen, Souvenirshops leerkaufen und alsbald wieder das Weite suchen.
All der Rummel täuscht darüber hinweg, dass Valldemossa eigentlich ein idyllisches Fleckchen Erde ist.
Abseits der überlaufenen Hauptwege gibt es super schöne Gassen zu entdecken, in denen Katzen ihr Mittagsschläfchen halten und verschiedenfarbigste Blumen die Sonnenstrahlen einfangen.
Selbstverständlich buhlen etliche Restaurants um zahlende Kundschaft, bevor die Reisebusse und Mietwagen am Abend wieder verschwinden.
Großer Anziehungspunkt in Valldemossa ist die Kartause mit ihrem bildhübschen Rosengarten. Bekannt wurde dieser Ort durch den von Tuberkulose geplagten, polnischen Komponisten Frédéric Chopin und seine Geliebte, die französische Schriftstellerin George Sand. Beide verbrachten 1838/39 den Winter in dem Kartäuserkloster.
Entstanden ist daraus das Buch „Ein Winter auf Mallorca“ Anzeige, das noch heute die Touristen scharenweise nach Valldemossa zieht.
Übrigens gibt es auch einen Hafen. Port de Valldemossa ist allerdings nur über eine verschlungene Serpentinenstraße zu erreichen und nur für diejenigen empfehlenswert, die angstfrei unterwegs sind. Ein Sprung in die Fluten kann man dort mal gemacht haben, allerdings müsst ihr mit hartem Gestein Vorlieb nehmen. Einen richtigen Sandstrand gibt es nicht.
Fornalutx – Das schönste Dorf Mallorcas
Durchquert man mit dem Auto die Ortseinfahrt von Fornalutx, dann wird einem klar, warum das Bergdorf seit Jahren immer wieder den spanienweiten Wettbewerb „Das schönste Dorf“ gewinnt.
Liebevoll geschmückte Steinhäuser wechseln sich mit Steintreppen und einer Pflanzenpracht ab, die man in den nicht sonderlich anschaulichen Epi-Zentren Port de Alcúdia, Pollença oder Arenal nicht ansatzweise zu Gesicht bekommt.
Wenn man sieht, wie Opis gemächlich den Weg fegen und es absolut keine Anzeichnen von Hektik gibt, dann wird man Zeuge des ursprünglichen Mallorcas. Wo nichts weiter entfernt, ist als der Stress der Großstadt mit seinen knatternden, stinkenden Wagenkolonnen.
Zu den Gottesdiensten lohnt sich ein Blick in die Pfarrkirche Santa Maria, die eine Orgel aus dem Jahr 1584 beherbergt.
Umstritten ist das alljährliche Fest Correbou, bei dem ein Stier durchs Dorf getrieben und anschließend geschlachtet wird. Mittlerweile ist man durch den Protest von Tierschützern jedoch dazu übergegangen, nur noch ein zahmes Tier durch den Ort zu führen, das hinterher weiterleben darf.
Cala Figuera – pittoresker Fischerhafen mit Flair
An dieser Stelle mache ich einen großen Sprung auf die andere Seite der Insel. Im Südosten befindet sich der kleine Fischerhafen Cala Figuera.
Wer Partytempel oder Cluburlaub sucht, der ist hier definitiv an der falschen Adresse.
Nur einige wenige Hotels und Pensionen gibt es im Ort. Dafür lässt es sich herrlich bei wundervoller Kulisse ausspannen. Einen Strand gibt es nicht, dafür laden täglich einige der letzten verbliebenen Fischer Mallorcas ihren Fang ab.
Selbst wenn man nicht kauft, darf man ruhig mal einen Blick auf die Traditionsarbeit dieser Menschen riskieren.
Tipp: Im Restaurant „Pura Vida“ könnt ihr beim Mittagessen (vielleicht bei frischem Fisch?) den Blick übers Meer genießen. Es gibt noch einige weitere Restaurants und sogar eine Pizzeria („Es Port“), deren Speisen von vielen Gästen in Internetbewertungen in den Himmel gelobt werden.
Wer baden will, kann das in den angrenzenden Orten Cala Llombards und Cala Santanyí ausgiebig tun. Stellt euch aber auf die Ölsardinen-Behandlung ein.
Es gibt übrigens auch eine gleichnamige Badebucht Cala Figuera, diese liegt ganz im Norden bei Cap Formentor. Nach einem mittelmäßig schweren „Abstieg“ hatte ich das Meer ganz für mich allein.
Biniagual – wo die Zeit stehengeblieben ist
Und jetzt komme ich zu meinem Geheimtipp, den ihr garantiert in keiner Hotelbroschüre finden werdet.
Biniagual (gehört zur Gemeinde Binissalem) ist ein winzig kleines Örtchen in der Inselmitte, das man fast mit der Lupe suchen muss, um es auf der Mallorca-Karte zu finden.
Nur einige wenige Häuser mit etwa 10 Einwohnern säumen die gepflasterte Straße. Im „Zentrum“ steht ein kleiner mit Blumenkübeln verzierter Brunnen. An farbenfrohen Büschen machen sich Taubenschwänzchen ans Werk, von denen man hier in der Stille viele beobachten kann.
Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Ich hoffe, dass das auch noch lange so bleiben wird, denn solche idyllischen Plätze finden sich leider nur noch ganz selten.
Weitere Ziele, die ihr unbedingt gesehen haben müsst, findet ihr in der Übersicht der 15 schönsten Fotomotive auf Mallorca. Perfekt zum Ideen holen, bevor es endlich in die Sonne geht! Ich wünsche einen schönen Urlaub. ☀
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1 Comment
Danke für die schöne Auflistung!
Für mich gehören noch die prähistorischen Ausgrabungsstätten Son Real und S’Illa dazu. Ich finde sowas echt beeindruckend! (siehe auch: https://www.marcelremusrealestate.com/blog/artikel/can-picafort-vom-traditionellen-fischerdorf-zum-modernen-ferienzentrum/)
Sonnige Grüße
Tobias Reul