Wer in Wien ganz vielen Superstars auf einen Haufen begegnen will, der muss nur zum Zentralfriedhof fahren. Das Ding ist riesig und ist das „Zuhause“ von etlichen Größen aus Musik, Sport, Wissenschaft, Film und Fernsehen.
Der im Jahr 1874 eröffnete Wiener Zentralfriedhof ist im Stadtteil Simmering gelegen und gehört mit seiner Fläche von 2,5 km² und über 330.000 Grabstellen zu einer der größen Friedhofsanlagen in Europa.
Dass das keine Übertreibung ist, zeigte sich im Dezember, als ich mit meiner Freundin einen vorweihnachtlichen Städtetrip in die österreichische Hauptstadt unternahm.
Wir waren aus purer Verzweiflung gleich zwei Mal auf dem Friedhof. Beim ersten Mal fuhren wir mit der S7 nach Simmering und nahmen einen Nebeneingang, der noch nach dem Ortsausgangsschild von Wien liegt. Ich kann euch nur raten, aus unserem Fehler zu lernen. Von Tor 11 (Mylius-Bluntschli-Str.) sind es nämlich etwa 20 Minuten Fußweg bis zum Haupttor 2.
Das wäre nicht weiter schlimm, wenn man den Tag noch vor sich hätte. Aber als wir dort waren, brach schon langsam die Dämmerung über uns herein. Wir hetzten also die ganze Allee entlang, um so schnell wie möglich zu den insgesamt rund 950 Ehrengräbern zu gelangen.
Besser ist, wenn ihr die Straßenbahnlinien 71 oder 6 nehmt, die direkt an den Toren 1-5 Station machen.
Wenn eine Sache schieffgeht, dann gehen in der Regel noch andere Sachen schief. Also konnten wir nicht nur dabei zusehen, wie es immer finsterer wurde, sondern irrten dadurch auch völlig blind umher. Die mickrigen Funzeln an der Straße kann man leider vergessen. Also gingen wir – kurz vor der Kapitulation – zurück an den Haupteingang zum Lageplan, um wenigstens noch einen toten Promi zu finden.
Dort begegneten wir zwei ulkigen Japanern, die so ziemlich jedes Klischee bedienten. Sie fragten uns nach dem Weg zu den Ehrengräbern, den wir natürlich selbst nur vage benennen konnten. Dann fuhren sie gleich mit dem Auto weiter. Einer von beiden sprang an jeder prominenten Grabstätte raus, knipste fix ein paar Bilder und hüpfte wieder in seinen fahrbaren Untersatz. Sightseeing im Schnelldurchlauf – Zeit ist rar in diesen Tagen.
Gut zu finden, weil direkt an der Straße gelegen, sind die Gräber von Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und Josef Strauß, die nur wenige Schritte voneinander trennen. Keine fünf Gehminuten entfernt steht auf dem Rasen ein 1,80 Meter und 1,50 Meter breites Piano aus Marmor mit einer roten Rose darauf, das keinem Geringeren als Udo Jürgens gewidmet wurde. Ein Steinwurf entfernt ist das Grab von Schauspieler Leon Askin aus der Kultserie „Ein Käfig voller Helden“ zu finden.
Und wagt es euch ja nicht, den Zentralfriedhof in Wien zu verlassen, ohne die Grabstätte von Pop-Legende Falco besucht zu haben!!! Dann lieber gleich gar nicht hingehen. Falco war Kult und kultig sieht auch sein Grab aus, das von einer sich nach oben hin zuspitzenden Stele geadelt wird. Daneben steht eine Glasscheibe, auf die sein Ebenbild sowie seine größten Hits „Rock Me Amadeus“, „Out Of The Dark“ und „Der Kommissar“ gedruckt wurden.
Wir kamen sogar extra am Tag nach unserem Nachtspaziergang wieder, um noch mal alles im Hellen zu sehen. Diesmal sprangen wir der Finsternis grad so von der Schippe.
Im Herzen der Anlage steht übrigens die große Friedhofskirche „Zum Hl. Karl Borromäus“. Wenn ihr noch Zeit habt, geht dort einfach mal rein. Es lohnt sich!
Ehrengräber – Hier liegen die Stars
Hier ist eine Auswahl von Künstlern, deren Gräber auf dem Zentralfriedhof zu finden sind. Wenn ihr mehr wollt, empfehle ich Wikipedia, denn dort ist jedes einzelne Ehrengrab vermerkt. Wenn man nicht gerade eine starke Verbandelung mit Österreich hat, wird man die meisten davon wohl sowieso nicht kennen.
Gruppe 32A: Ludwig van Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Johann Strauß, Josef Strauß (alles Komponisten), Johann Nestroy (Schauspieler & Dramatiker).
Gruppe 33G: Leon Askin (Schauspieler & Regisseur), Gerd Bacher (Journalist & Indendant des ORF), Max Böhm (Schauspieler), Udo Jürgens (Sänger & Komponist), Inge Konradi (Schauspielerin), Hugo Wiener (Komponist)
Ehrenhain (Gruppe 40): Jean Améry (Schriftsteller & Wiederstandskämpfer), Johann Hölzel (Falco), Fatty George (Jazzmusiker), Kurz Hauenstein alias „Supermax“ (Musiker).
Anfahrt zum Wiener Zentralfriedhof
Zudem riesigen Friedhofsareal gelangt ihr, wie zu Beginn schon erwähnt, mit der S7. Das ist meiner Meinung nach die schlechteste Verbindung, weil man dann weitab vom Schuss landet.
Ansonsten empfehle ich die Straßenbahnlinien:
- Linie 71 fährt zu den Toren 1, 2, 3, 4 sowie zur Feuerhalle.
- Linie 6 fährt zu den Toren 1, 2, 3, 4, 5 und zur Feuerhalle
Alternativ geht auch die U3 ab Stephansplatz bis Endstation Simmering.
Mit dem Auto:
Wer mit dem PKW kommt, der findet Parkplätze an den Toren 1, 2, 3, 4, 5, 9 und 11.
Tor 1: Simmeringer Hauptstraße 230
Tor 2: Simmeringer Hauptstraße 234
Tor 3, 4: Simmeringer Hauptstraße 242
Tor 5: Simmeringer Hauptstraße 244
Krematorium: Simmeringer Hauptstraße 337