Ich war schon immer besessen von Toiletten. Okay, besessen ist vielleicht das falsche Wort, eher besorgt. Seit jeher schwingt in mir die Urangst mit, ‚Was ist, wenn…?‘ Was ist, wenn das Klo so versifft ist, dass ich mir schon vom Draufgucken den Rest hole? Was ist, wenn die Türen oben und unten offen sind (Hinweis: Dann kann ich nicht!!!)? Was ist, wenn zwanzig Herren auf einmal ihre Notdurft verrichten (Hinweis: Auch dann kann ich nicht!!!)? Doch es gibt Hoffnung und die steht ausgerechnet auf Mallorca.
Wenn es drückt, wirds oftmals schwierig
Wer schon mal auf Mallorca war, der wird mir vielleicht zustimmen, dass das mit sauberen Toiletten so eine Sache ist auf der Insel. Sofern man nicht gerade in einem hochpreisigeren Hotel nächtigt oder in ein edles Restaurant dinnieren geht, kann man fast mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, Klopapier auf der über alle Maßen besudelten Brille auslegen und das Desinfektionsspray zur Anwendung bringen zu müssen. Vollgepisste „stille Örtchen“ und Bremsspuren noch und nöcher – da kommt einem das Frühstück von vor einer Woche wieder hoch.
Ich bin gerade erst wiedergekommen. Drei Wochen Toilettenhorror liegen hinter mir. Abgesehen von unserer Finca, in der wir selbst für die ordnungsgemäße Durchführung des Stuhlganges verantwortlich waren (Hinweis: Dort konnte aufgrund einer unglücklich gestalteten Glastür ebenfalls nur wenn niemand im Zimmer war), konnte man das Thema saubere Klos völlig abessen. Oder besser nicht, denn DAS wäre wirklich disguting gewesen.
Abey hey, Ausnahmen bestätigen ja dann doch in seltenen Fällen die Regel. So stolperten wir durch Zufall über ein Wasserklosett am Strand des ruhigen Badeortes Canyamel. Um dieses Klosett herum wurde das schnieke Melbeach Hotel (4,5*) gebaut. Das üppige Auffüllen meiner körpereigenen Wasservorräte ermöglichte es mir, diese wahre Perle der Hotelerie-Toilettenkunst zu entdecken, auch wenn es mir an einer Zugangsberechtigung in Form einer Zimmerkarte mangelte.
Oase der Ruhe
Schon das Betreten des Vorraumes war ein Erlebnis für die Sinne. Ich kam mir vor wie in einem IKEA Muster-Badezimmer. Auf dem riesigen, hintergrundbeleuchteten Spiegel konnte ich jede Schweißpore einzeln zählen. Das Waschbecken war im Prinzip eine oben ausgehöhlte Keramiksäule aus einem Guss mit den sanften Kurven einer heißen Rettungsschwimmerin. Daneben ein kleines Schränkchen mit Mini-Handtüchern aus handumschmeichelnder Baumwolle zum Abtrocknen (!!!). Von der picobello sauberen Klobrille ganz zu schweigen, da hätte ich ein Sandwich von essen können.
Schummrige Musik bereitete mich auf den bevorstehenden Toilettengang vor. Eigentlich wirkte die Szenerie surreal, fast zu schön, um wahr zu sein. Deshalb rechnete ich in jeder Sekunde fest damit, aufzuwachen und in Wahrheit eingenässt auf meiner Couch liegen. Oder dass die Tür klemmt und ich für immer in diesem Klo gefangen bin. Wobei das nicht unbedingt die schlechteste Vorstellung gewesen wäre.
Aha-Erlebnis
Glücklicherweise wurde das Geschäft ordnungsgemäß abgewickelt. Thronend wie der Kaiser von China. Nach dem Händewaschen hüllte ich meine benetzten Glieder in eines der Tücher, warf es in den dafür vorgesehenen Behälter und blickte ein letztes Mal sehnsüchtig zurück. Werden wir uns jemals wiedersehen?