Prag ist eine Stadt, vor der ich mich immer gescheut habe. Einerseits bin ich eher der Typ Sonne, Strand und Palmen, andererseits bin ich schon bis zu einem gewissen Grad ein Kulturbanause. Mit barocker Architektur habe ich nicht viel am Hut und Museen meide ich in der Regel konsequent, sofern sie Gemälde (die ich eh nie verstehe) oder andere Kunstgegenstände beherbergen. In naturwissenschaftliche Museen hingegen gehe ich gern.
Nun liegt Prag weder im warmen Süden noch kann man der tschechischen Hauptstadt nachsagen, nichts von Kultur zu verstehen. Letzteres gibt es in Hülle und Fülle.
Der Zufall wollte es, dass es mich Mitte März 2018 mit meiner Freundin doch in die Metropole an der Moldau verschlug. Über Urlaubsguru kamen wir an eine günstige Übernachtung im 5-Sterne-Hotel „Grandior Prague“ – 53 Euro kann man mal machen. Dazu kam noch die Anfahrt mit Flixbus. Alles in allem war die Reise ein Schnäppchen.
Völlig ohne Hintergedanken fuhr ich natürlich nicht nach Prag. Als Teilzeit-Reiseblogger kommen mir neue Eindrücke immer gelegen und im Dienst bin ich sowieso immer, wenn ich verreise.
Mein Plan war es, eine Top 10 oder wenigstens Top 5 der schönsten Sehenswürdigkeiten in Prag zu erstellen, doch leider machte uns das Wetter einen mittelschweren Strich durch die Rechnung. Während wir an Tag 1 17°C und T-Shirt-Wetter hatten, fiel Tag 2 praktisch komplett ins Wasser. Es regnete ohne Unterlass Hunde und Katzen, sodass wir kurz vor der Abreise bis auf den Pulli unter der Jacke durchnässt waren. Zugleich war es ein Stresstest für unsere Rucksäcke, die – wie wir nun wissen – alles andere als wasserdicht sind.
Also habe ich mich für eine abgespeckte Top 3 mit den Sehenswürdigkeiten in Prag entschieden. Aufbauend auf unseren Erlebnissen am Anreisetag bei strahlendstem Sonnenschein.
Das Altstädter Rathaus (Staroměstská radnice) mit der astronomischen Aposteluhr
Nachdem wir von unserem recht zentral gelegenen Hotel aus aufgebrochen waren, um die Stadt zu erkunden, sprang uns als eine der ersten Sehenswürdigkeiten schon das Altstädter Rathaus ins Gesicht. Nur wussten wir das zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Das Rathaus befindet sich mitten am Altstädter Ring und ist durch seinen alles überragenden Turm kaum zu übersehen.
Eigentlich. Denn unser Plan war es, die ins Rathaus eingelassene astronomische Uhr zu sehen. Unsere Handy-Navigation funktionierte wie immer bestens. NICHT. Grundsätzlich werden wir woanders hingelotst oder die Kompassnadel dreht sich im Kreis. Zu allem Überfluss war das Rathaus samt Uhr auch noch eingerüstet.
Deshalb waren wir auch ein bisschen verwirrt, als wir auf dem großen Platz zwischen den Massen an Touristen standen. Schließlich dämmerte es uns aber, dass sich hinter dem Gerüst an der Südseite des Rathauses doch die berühmte Uhr befinden müsste. Pech für uns, dass wir sie nicht wirklich zu Gesicht bekamen.
Sie stammt aus dem Jahr 1410 und ist ein nationales Kulturdenkmal. Hunderttausende Tagestouristen zieht es jährlich (neben anderen Ausflugszielen) an diesen Ort. Über die Jahrhunderte blieb die Uhr mehrfach stehen und musste aufwendig repariert bzw. restauriert werden. Zuletzt im Jahr 2005.
Wer schwindelfrei ist, sollte sich auch unbedingt auf den Rathausturm begeben, um eine fantastische Aussicht zu allen Seiten über ganz Prag zu genießen. Bei dem Bilderbuchwetter war die Entscheidung für uns ein No-Brainer, auch wenn der Eintrittspreis von 250 Kč (~ 9,80 Euro) pro Erwachsenem schon ziemlich frech ist. Mit dem Ticket kommt man auch in die historischen Säle und die gotische Kapelle, aber trotzdem.
Der Ausblick entschädigte allerdings schnell für den ersten Schock. Man hat die Wahl zwischen einem Wendelgang und der Fahrt mit dem Fahrstuhl. Wir schlossen uns anderen Besuchern an und gingen zu Fuß. Das letzte Stück führt über eine Wendeltreppe mit Ampel zum Turm, die bei „Gegenverkehr“ die Farbe Rot zeigt.
Ja der Blick war sensationell bei dem Wetter. Dennoch muss ich euch den Zahn ziehen, dass es ein einziges Vergnügen ist, von dort oben runterzuschauen. Das hat weniger etwas mit der Höhe zu tun, als vielmehr mit der Tatsache, dass auf dem Rathausturm Gruppenkuscheln angesagt ist. Es herrscht ein Andrang wie beim Sommerschlussverkauf, sage ich euch. Zeitweise standen wir nur noch zusammengequetscht an irgendeiner Wand. Nichts ging mehr, als eine Gruppe italienischer Teenager ihrer Selfielust frönte. Dann kam noch eine dazu…ein weiterer…huch, Selfie nicht geworden? Also gleich noch mal.
Alles in allem habe ich aber gute Bilder mitgenommen, von daher versuche ich den unangenehmen Teil einfach mal zu verdrängen.
Die genaue Adresse des Altstädter Rathauses lautet:
Staroměstské nám. 1/3,
110 00 Staré Město
Öffnungszeiten
Januar – Dezember
Montag 11.00 – 22.00
Dienstag 09.00 – 22.00
Mittwoch 09.00 – 22.00
Donnerstag 09.00 – 22.00
Freitag 09.00 – 22.00
Samstag 09.00 – 22.00
Sonntag 09.00 – 22.00
Letzter Eintritt 30 Minuten bevor Schließung.
Eintrittspreise
Grundpreis: 250 Kč
ermäßigter Preis: 150 Kč
Familienticket: 500 Kč
mTicket: 210 Kč
Die Karlsbrücke (Karlův most)
Über die Karlsbrücke ist im Prinzip alles gesagt. Denkt man an Prag, dann kommt einem sofort das größte Wahrzeichen der Stadt in den Sinn.
Sie befindet sich vielleicht 5 Minuten zu Fuß vom Rathaus entfernt und überspannt auf ca. 516 Metern den Fluss Moldau. Dabei misst sie eine Breite von etwa 10 Metern.
Die Größe ist auch unbedingt notwendig, denn zehntausende Menschen schieben sich täglich über die 1357 von Kaiser Karl IV. in Auftrag gegebene Karlův most, wie sie offiziell heißt.
Steinerne Figuren und historische Laternen wechseln sich mit fliegenden Händlern und Bettlern ab. Dazwischen Menschenmassen, deren Fotoapparate und Handys ein Dauerfeuer veranstalten.
Wenn ich euch einen Tipp geben darf, dann wählt euren Besuch weise. Die beste Tageszeit für einen Abstecher auf die Karlsbrücke ist entweder am Abend, wenn es schon dämmert, oder ganz früh am Morgen zum Sonnenaufgang. Dann sind deutlich weniger Leute unterwegs und ihr habt ausreichend Platz für tolle Fotos.
Auch bei Regen war der Andrang erträglich, allerdings ist dann zwingend ein Regenschirm zum Fotografieren notwendig. Kein wirkliches Vergnügen.
Bei bestem Frühlings- oder Sommerwetter ist die Karlsbrücke jedoch ein absolutes Muss!
Die genaue Adresse der Karlsbrücke lautet:
Karlův most,
110 00 Praha 1
Die John-Lennon-Mauer (Lennonova zeď)
Für mich persönlich war die schönste und eindrucksvollste Sehenswürdigkeit in Prag die John-Lennon-Mauer bzw. John Lennon Wall oder Lennonova zeď auf Tschechisch.
Früher war es eine stinknormale Wand in der Prager Altstadt, doch seit den 1980er Jahren wurde sie mit immer mehr Lennon-Graffiti, Friedenssymbolen und Beatles-Liedtexten verziert.
Das originale Porträt der Musikers ist längst unter mehreren Schichten Farbe verschwunden, doch sein Geist wacht nach wie vor über dieses Stück Zeitgeschichte.
Als wir dort waren, spielte ein Straßenmusiker mit seiner Gitarre Lennon-Klassiker wie „Imagine“.
Anzutreffen waren vor allem Menschen jüngeren bis mittleren Alters, die den Spirit der Kulisse in sich aufsaugten und sich nebenbei für die Kameras ihrer Begleiter als Models in Pose schmissen.
Ich wünschte, ich wäre so fotogen, aber man kann ja nicht alles haben.
Die genaue Adresse der John Lennon Wall lautet:
Velkopřevorské náměstí
100 00 Praha 1
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