Es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, eine fremde Stadt zu erkunden, als mit einem Einheimischen. In einer Metropole wie New York, die jährlich Millionen von Touristen besuchen, ist das Angebot für Führungen besonders groß.
Im Vorfeld unserer Reise haben wir genau geschaut, welche Touren angeboten werden. Nach vielen Erfahrungsberichten sind wir auf die Big Apple Greeter gestoßen, die wir euch in diesem Beitrag ans Herz legen wollen.
Gegründet 1992 macht es sich die Organisation zum Ziel, Besuchern aus der ganzen Welt den Big Apple zu zeigen. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Anbieten, die lediglich die allgemeinen Anlaufpunkte für Touristen abklappern, bekommt man hier das wahre New York gezeigt.
Denn die Männer und Frauen sind Freiwillige, die ihre Zeit opfern, anderen Menschen „ihre Stadt“ zu zeigen – und das ganz individuell. Geld verdienen sie damit nicht, selbst Trinkgeld wollen sie nicht haben. Ihr bekommt also eine kostenlose Stadtführung durch New York. Jedoch habt ihr die Möglichkeit, für den Verein zu spenden und damit die Arbeit der Freiwilligen zu unterstützen.
Mit einem Big Apple Greeter zu Fuß NYC entdecken
Das Beste daran? Ihr bekommt einen Guide, der nur für euch da ist! Selbst wenn ihr alleine seid, könnt ihr euch für eine solche Führung bewerben. Bewerben? Leider ja. Denn die Big Apple Greeter sind wie gesagt Freiwillige und nicht immer ist es möglich, während seiner Zeit in New York ein Treffen zu vereinbaren. Auf mehr als 300 Freiwillige kommen ungefähr 7.000 Besucher im Jahr.
Wir hatten jedoch Glück und bekamen ein paar Wochen vor unserer Reise die Mitteilung, dass Frank uns die Stadt zeigen würde.
Zuvor mussten wir jedoch ein Formular ausfüllen. Das solltet ihr mindestens 4 Wochen im Vorfeld machen, gerne auch früher. Neben ein paar persönlichen Informationen müsst ihr auch Angaben zu eurer Reise machen. Wie viele Personen seid ihr? Wann reist ihr an, wann verlasst ihr NYC?
Außerdem werdet ihr gefragt, an welchem Tag und zu welcher Zeit ihr euren Greeter treffen wollt. Ihr könnt auch angeben, welche Nachbarschaften New Yorks ihr anschauen wollt. Entweder entscheidet ihr euch für ein Ziel, das ihr unbedingt sehen wollt, oder aber ihr lasst eurem Greeter die freie Wahl und er bestimmt, was ihr euch ansehen werdet.
Ihr müsst nicht unbedingt Englisch sprechen, um eine solche Stadtführung durch New York zu bekommen. Aber natürlich ist es so, dass es weitaus mehr Freiwillige gibt, die Englisch sprechen als welche, die Deutsch beherrschen. Ihr habt also bessere Chancen, wenn ihr bereit seid, euch auf Englisch zu unterhalten.
Kostenlose Walking Tour durch Manhattan
Bereits kurz nach der Bestätigung erhielten wir eine E-Mail von Frank. Der Treffpunkt mit eurem Greeter ist grundsätzlich das Hotel, in dem ihr seid. Wenn euer Hotel etwas außerhalb liegt ist das auch kein Problem. Wir haben damals im Feather Factory Hotel in Queens übernachtet und sind von dort aus einfach gemeinsam mit Frank in die Stadt gefahren.
Überpünktlich saß er am Donnerstagmorgen in der Hotellobby und wartete mit Stadtplan bereits auf uns. Nach einer kurzen Begrüßung erklärte er uns wie das Subwaysystem funktioniert und zeigte uns, was wir uns alles ansehen würden. Gemeinsam machten wir uns nach dieser kurzen Besprechung auf zur nächsten Subwaystation, bei der wir uns direkt eine Unlimited Card für 7 Tage kauften.
Unser erstes Ziel an diesem Tag war die Grand Central Station, die sicherlich jeder schon einmal in einem Film oder einer Serie gesehen hat. Frank führte uns durch den riesigen Bahnhof, erzählte etwas über die Geschichte und war auch so nett, Erinnerungsbilder von uns zu schießen.
Danach machten wir uns über Little Italy auf nach Chinatown, wo wir in einem großen Supermarkt landeten, in den Martin und ich alleine wohl niemals gegangen wären. Im Angebot waren Fische und Meerestiere in allen möglichen Varianten und Obst und Gemüse, dessen Namen wir teilweise nicht kannten.
Und natürlich gab es auch jede Menge Soßen, Reissorten, Gewürze und andere Leckereien aus der asiatischen Küche zu finden. Wären die Preise nicht mit großen $ Zeichen ausgezeichnet gewesen, wir hätten beinahe vergessen, dass wir in den USA sind.
Nach diesem Ausflug in eine andere Welt machten wir uns auf in Richtung 9/11 Memorial. Auf dem Weg dorthin kamen wir am New York City Marriage Bureau vorbei, das uns Frank auch von innen zeigte. Nach einer kurzen Sicherheitskontrolle liefen wir die lange Halle entlang, in der heiratswillige Paare darauf warteten, den Bund fürs Leben zu schließen. Manche Bräute waren schick herausgeputzt und trugen weiße Kleider, andere wiederum waren recht leger gekleidet. Es ging tatsächlich wie am Fließband zu und von Romantik war nicht viel zu spüren.
Mit einem Local Guide zu New Yorks Sehenswürdigkeiten
Vorbei an den beiden Gerichtsgebäuden, die am Foley Sqaure liegen, und dem Rathaus ging es für uns weiter zum Oculus, dem großen Bahnhof und Shopping Tempel direkt am 9/11 Memorial. Dieser wird gerne als „Aufsteigender Phönix“ bezeichnet. Wenn ihr vor diesem beeindruckenden Gebäude steht, wisst ihr auch, warum.
Nach einer kurzen Stippvisite ging es ein paar Meter weiter zum Ground Zero und den beiden Becken, an denen früher die Zwillingstürme standen. Wir sprachen mit Frank über die Anschläge und er erzählte uns, wie er damals davon erfahren hat.
Wohl jeder von uns, der 2001 in einem gewissen Alter war, wird sich an diesen Tag und seine Gefühle erinnern können. Mit jemandem zu sprechen, der am 11. September in New York war und nicht nur durch die Medien dabei war, war für uns eine ganz besondere Erfahrung.
Bei unserem nächsten New York Besuch, der hoffentlich kommen wird, werden wir versuchen, das 9/11 Museum zu besichtigen und noch mehr über die Anschläge vom 11. September zu erfahren.
Da wir noch Zeit hatten, machten wir uns auf den Weg zur Wall Street, die wir zu gerne einmal von innen besichtigt hätten. Doch das ist gar nicht so einfach. Denn wenn man niemanden kennt, der dort arbeitet, kommt man nicht rein. Wirklich schade, aber die Sicherheit geht nun mal vor.
Weil wir Frank erzählt haben, dass wir eine Besichtigung der Freiheitsstatue planen, gingen wir direkt weiter zum Battery Park. Dort fahren täglich die Fähren nach Liberty und Ellis Island ab und er zeigte uns, wo wir uns anstellen müssten.
Mittlerweile waren 5 Stunden vergangen und gegen 15 Uhr verabschiedeten Martin und ich uns von Frank.
Für uns war der Tag unvergesslich und wenn wir wieder einmal eine neue Stadt besuchen, werden wir uns auf jeden Fall um ein Treffen mit einem Greeter bemühen. Die gibt es nämlich nicht nur in New York, sondern auf der ganzen Welt.
Wie lange so eine Führung dauert, ist übrigens ganz unterschiedlich. Es kommt darauf an, was ihr sehen wollt, wie gut ihr euch miteinander versteht und wie viel Zeit euer Big Apple Greeter mitbringt. Vielleicht sind es nur ein paar Stunden, aber möglicherweise verbringt ihr den ganzen Tag miteinander, wenn ihr das wollt.
Fazit: Wenn ihr einen Trip nach New York plant, dann versucht unbedingt, euch die Stadt von einem Big Apple Greeter zeigen zu lassen! Für uns war es das erste Mal, dass wir an einer Stadtführung zu Fuß teilgenommen haben und wir waren wirklich begeistert.
Mit einem Local Guide unterwegs zu sein war für uns eine tolle Erfahrung, die wir nicht missen wollen. Frank zeigte uns einige Orte, die wir sonst niemals gesehen hätten. Und mit ihm an unserer Seite fühlten wir uns nicht wie Touristen, sondern wie ein Teil der Stadt, die niemals schläft.