Sie hat Beine, die bis in den Himmel reichen; sie ist stattlich gebaut und jeder hat nur Augen für sie. Klingt erstmal wie der Traum eines jeden Nachwuchsmodels, ist aber in diesem Fall eines der bekanntesten Wahrzeichen im Elbsandsteingebirge (Sächsische Schweiz) – die Barbarine, die zum Pfaffenstein gehört.
42,5 Meter ragt der schlanke Koloss in die Höhe, der sich als Teil des Gebirges über die Jahrtausende durch natürliche Prozesse ausformte, die bis in die Kreidezeit zurückreichen. Genau dorthin führte uns neulich an einem frühsommerlichen Wochenende unsere Wanderung.
Startpunkt war für uns oberhalb von Königstein auf einem Parkplatz in Pfaffendorf, direkt am Gasthof „Zum Pfaffenstein“. Ein Stückchen den Pfaffensteinweg hoch teilt sich der Weg zum ersten Mal. Rechts geht es wieder runter ins Dorf, links herum auf einem Feldweg hinein in den Wald zu Fuße der Pfaffensteine, den wir genommen haben.
Wir sind also praktisch erstmal um den Pfaffenstein herumgelaufen, weil man von unten einen wunderbaren Blick auf die Barabarine bekommt.
Doch zunächst führte uns der Weg zur sogenannten „Steinernen Scheune“. Dabei handelt es sich um riesige Felsblöcke, die wohl vor langer Zeit mal von den Pfaffensteinen abgegangen sein müssen. Heute dienen sie uns Teilzeit-Wanderern aus der Großstadt zum Durchschnaufen und Erinnerungsfotos schießen.
Gut 200 Meter weiter taucht eine Talstation auf. Es handelt sich um eine kleine Seilbahn, welche die Gaststätte auf dem Gipfel der Pfaffensteine mit dem Notwendigsten versorgt. Ist ja auch klar, dass dort nicht ständig jemand vollbepackt hochwandern kann, um die Lebensmittel rauf zu schaffen.
Irgendwann tauchte dann linker Hand eine große Wiese auf, deren Wachstum offenbar unbeeinflusst vom Menschen ihren Lauf nimmt. Im Storchenschritt stapfte ich auf die andere Seite der Wiese und erspähte schließlich die Dame, wegen der alle die mittelmäßig anstrengende Wanderung auf sich nehmen. Hallo, Barbarine!
Angeblich handelt es sich bei der steinernen Nadel um ein verwunschenes Mädchen, das seine Mutter auf die Palme brachte und deshalb in Stein verwandelt wurde. Die Kleine habe nämlich lieber Heidelbeeren gesammelt, als die Kirche zu besuchen. Gut, man hätte vielleicht auch mit seinem Kind sprechen können, aber manche Menschen haben eben einen kurzen Geduldsfaden.
Anschließend hielten wir uns weiter rechts auf dem Weg, bis wir an einen Wegweiser mit mehreren farbig markierten Optionen gelangten. Wieder sind wir rechts abgebogen, um den Aufstieg anzugehen.
Ab diesem Punkt sollten sollten sich Menschen, die an Anthropophobie leiden, das Weitergehen gut überlegen. Was mit einem gemütlichen Familienspaziergang begann, entwickelte sich zu einer Völkerwanderung. Offensichtlich sind nicht nur wir auf die glorreiche Idee gekommen, bei den milden Temperaturen einen Ausflug in die Sächsische Schweiz zu machen.
Stellenweise stellte sich stockender Verkehr wie an einem Dienstagnachmittag im Berufsverkehr ein, aber glücklicherweise zog sich das Ganze dann mehr oder weniger auseinander.
Unser Weg führte uns über massive Eisentreppen (zwischendurch „durften“ wir aufgrund des Gegenverkehrs immer wieder kurze Pausen einlegen) und schmale Felsspalten hindurch rauf zu den Pfaffensteinen. Unmittelbar an der Berggaststätte betraten wir wieder halbwegs waagerechten Boden unter den Füßen.
Wir ließen uns nicht zwei Mal bitten und kehrten erstmal ein. Selbstverständlich war die Gaststätte überfüllt, also mussten wir warten, bis Plätze frei wurden. Ohne an dieser Stelle zu weit ins Detail gehen zu wollen, kann ich sagen, dass das Essen sehr gut geschmeckt hat. Überrascht hat mich die Tatsache, dass es mehr vegetarische und vegane Gerichte gibt als in den meisten Restaurants im Tal. Obendrein wird viel Wert auf regionale Bio-Produkte gelegt. Das Beschaffen und Raufbringen der Zutaten schlägt sich überraschenderweise nicht großartig in den Preisen nieder. Alles in allem eine lohnenswerte Einkehr.
Gut gestärkt, statteten wir noch dem Aussichtsturm nebenan einen Besuch ab. Der Eintritt von 1 Euro (0,50 Cent pro Kind) ist gut angelegt. Einerseits wird damit die Instandhaltung finanziert, andererseits bietet sich zu allen Richtungen ein fantastischer Rundblick über die Sächsische Schweiz sowie das Gewusel in der Gaststätte unten. Mit einem entsprechenden Objektiv könnt ihr sogar den Leuten auf den Teller gucken.
Rechts vorbei am Turm geht es weiter zur Barbarine. Zu überwinden sind unter anderem schmale Eisentreppen und in den Sandstein gehauene Stufen, bevor es durch eine Felsspalte zur Aussichtsplattform mit Blick auf die Barbarine geht.
Beeindruckend fand ich die jungen Leute da oben, die ihrem Parcour-Sport nachgingen. Wie Affen sind die Kerle von Fels zu Fels, von Wand zu Wand gesprungen. An deren Stelle hätte ich ein Set frische Unterwäsche einpacken müssen. Ich bevorzuge dann doch den festen Boden unter den Füßen.
Anschließend ging es für uns mit vielen Fotos im Gepäck wieder nach unten. Noch mal ein kleines Abenteuer für die geschundenen Knie.
Den ganzen Weg unserer Wanderung könnt ihr HIER nachlesen und ggf. nachwandern. Aber festes Schuhwerk nicht vergessen!
Hi Martin,
was für ein schöner Beitrag und tolle Bilder. Auf der Suche nach zusätzlichen Blogbeiträgen rund um die Barbarine und den Pfaffenstein bin ich gerade über deinen gestolpert. Ich bin vor drei Monaten den Malerweg gelaufen und das Top-Model-ähnliche Felskonstrukt war einer meiner Höhepunkte. Seitdem veröffentliche ich jeden Sonntag eine Etappe. Morgen kommt die Nummer Sieben, dann mit einem Backlink zu eurem Artikel 🙂
Schönes Wochenende,
Audrey
hervorragendere Bilder und Berichte.
Danke
Vielen Dank, lieber Hermann! 🙂