Das Restaurant „Schwerelos“ in Dresden lockt mit einem innovativen Konzept seine Gäste. Ich sage euch, ob sich ein Besuch lohnt oder ob euer Geld im Sparschwein besser angelegt ist.
Das „Schwerelos“ befindet sich im Kugelhaus am Wiener Platz, gleich gegenüber vom Hauptbahnhof. Wenn man davor steht, vermutet man kaum, dass im Frühjahr 2013 eines der ungewöhnlichsten Lokale Dresdens unter der Kuppel eröffnet wurde. Zu erreichen ist es nur über einen Fahrstuhl.
Angepriesen wird es als „Achterbahnrestaurant“. Über ein riesiges System aus 17 Achterbahnschienen wird das Essen an die verschiedenen Tische geliefert. Kellner (in „Star Trek“-Klamotten) gibt es nur noch zum Abräumen und Kassieren oder einem Glas Bier, das höchstwahrscheinlich nur noch halb voll ankommen würde, wenn man es über die Schienen jagen würde.
Ein weiteres Novum ist, dass die Bestellung mittels Tablet-PCs getätigt wird. Für mich ein großer Vorteil, da man so genügend Zeit hat, sich sein Essen auszusuchen, ohne das aufdringliche Kellner einen zur einer übereilten Entscheidung drängeln.
Tatsächlich ist es ganz lustig mit anzusehen, wie sich die Bestellungen von der Küche aus – in die man über ein Fenster einen Blick werfen kann – ihren Weg zu den Gästen bahnen. Zack die Bohne, landen die kleinen Töpfe vor deiner Nase. Gut gemacht, aber wo viel Licht ist, gibt es meistens auch Schatten.
Ich probierte das „Schweineschnitzel Wiener Art“ mit Pommes. Beides war sehr lecker. Meine Freundin hatte Spaghetti Bolognese. Die Portion empfand sie als zu wenig, der Geschmack war nichts Besonderes. Sie verglich es mit typischer Bolognese, wie man sie auch in jeder 08/15 Kneipe auf Mallorca oder sonst wo bekommt.
Das wäre an sich nicht schlimm, wenn wenigstens die Preise angemessen wären. Sind sie aber nicht.
Während das Schnitzel mit rund 11 € in Ordnung ging und die Nudeln mit knapp 9€ für die kleine Portion gerade so an der Grenze waren, empfand ich die „Nebenkosten“ als frech.
Für Beilagen wird man nämlich extra zur Kasse gebeten. So kosten Pommes 3,69 €, Rotkraut 3,46 € und ein Klecks Pfefferrahmsoße schlägt mit 2,87 € zu Buche. Und wer den durchaus berechtigten Wunsch hegt, seine Pasta mit etwas Käse zu verfeinern, der muss für den Parmesan 2,57 € auf den Tisch legen.
Ich verstehe, dass man im „Schwerelos“ für das Ambiente zahlt, aber es gibt eine feine Linie zwischen Preisaufschlag und Geldschneiderei. Die wird hier meiner Meinung nach etwas überschritten. Nicht in jedem Punkt, aber in auffälliger Häufung.
Die krummen Summen gehören möglicherweise zum „hippen“ Gesamtkonzept, sich von der Konkurrenz abzuheben.
Auch beim Blick auf die Getränkekarte haben wir Stielaugen bekommen. Für ein 0,25 l Glas Wasser (Selters Classic/Naturell) werden 2,31 € verlangt. Eine 0,33 l Cola kostet 2,93 €. Ein Warsteiner vom Fass (0,3 l) 3,26 €.
Wem das Geld locker sitzt und wer sich gern etwas gönnt, dem mag das egal sein. Für Leute, die auf den Euro schauen müssen, sich aber trotzdem nicht zu Hause einigeln wollen, ist das Schwerelos wahrscheinlich die falsche Adresse.
Übrigens ist auch in einigen Bewertungen auf Tripadvisor von den gesalzenen Preisen die Rede. Ich bin also nicht der Einzige, der das so sieht.
Negativ fand ich außerdem, dass die meisten Tische kreisförmig angeordnet sind. So wird das nix mit einem geselligen Abend unter Freunden, weil man sich maximal mit seinem direkten Nachbarn angenehm unterhalten kann. Vereinzelt gibt es aber auch gerade Tische, dann ist dieser Kritikpunkt natürlich obsolet.
Und ob es repräsentativ ist, wenn gleich mehrere (ansonsten sehr nette) Angestellte gelangweilt mit ihren Handys spielen, sei dahingestellt.
Versteht mich bitte nicht falsch, im Großen und Ganzen geht das Angebot in Ordnung, nur ist mein persönlicher Eindruck etwas gemischt…